Ich weiß ja nicht, ob das Thema noch aktuell ist, aber ich habe mich gerade erst hier registriert und stehe vor genau der gleichen Entscheidung. Deswegen wollte ich Euch mal noch mit meinen Überlegungen in dieser Sache belästigen...
Zunächst mal: was den durch die Medien gegangenen Motorschaden bei diesem einen Mazda 6 betriftt, so war dieses Geschichte in meinen Augen einigermaßen dubios. Sicher, das Verhalten von Mazda war alles andere als clever, aber mir scheint, als wäre der gute Mann auch nicht so ganz unbeteiligt gewesen - zumindest einige seiner Aussagen wirkten auf mich nicht sehr glaubwürdig.
Und die immer wieder gern angeführte, angeblich fehlende Ölwarnleuchte beim Mazda 6 - nun, da ist viel Halbwissen und einige Unwahrheiten im Spiel. Meines Wissens nach hat der Mazda diese Warnleuchte ebenso wie jedes andere moderne Auto (zumindest der Vorführwagen neulich hatte sie...), aber: diese warnt eben
nicht vor zu wenig Öl, sondern vor zu geringem Öl
druck - und das ist meines Wissens nach auch bei anderen Herstellern so. Das heißt, dass der Motor schon eine Weile mit zu wenig Öl gelaufen sein kann, ohne dass irgendein Lämpchen aufleuchtet - und wenn das Öl-Lämpchen dann kommt, ist es in der Regel auch schon fast zu spät... Letztlich also kein "Nachteil" oder eine unangenehme Besonderheit bei Mazda, sondern Stand der Technik - sofern denn meine Informationen stimmen. Aber Ihr könnt ja gern mal die Werkstatt Eures geringsten Mißtrauens fragen...
Davon abgesehen: vereinzelte Probleme und Ärgernisse können einem bei absolut jedem Auto passieren, alle kochen nur mit Wasser und wo Menschen am Werk sind, können eben immer auch Fehler passieren. Im Internet lassen sich zu beinahe jedem Auto die übelsten Horrormeldungen finden und wenn man sich davon ernsthaft beeindrucken läßt, dann dürfte man heutzutage wohl gar keine neues Auto mehr kaufen, oder?
So viel dazu, jetzt mal zum eigentlichen Thema. Vorweg sei noch gesagt, dass ich derzeit noch einen Ford Focus TDCi Turnier fahre, der in gut 2 Jahren 70.000 km zurückgelegt hat und mir vom Grundkonzept her nach wie vor sehr gefällt. Allerdings gabe es mehere kleine und große Ärgernisse und viel zu viele unfähige Händler bzw. Werkstätten, so dass mein Vertrauen in das Auto und vor allem auch den Hersteller doch arg gelitten hat.
Und da mein Leasingvertrag Ende des Jahres ausläuft, bin ich eben derzeit auch auf der Suche nach angemessenem Ersatz - und auf dieser Suche bin ich eben letztlich beim Skoda Octavia Combi 2.0 TDI sowie dem Mazda 6 Sport Combi 2.0 CRD hängen geblieben. Mittlerweile habe ich mich mit beiden etwas ausfürhlicher beschäftigt und bin auch beide ausgiebig Probe gefahren, so dass ich mir durchaus ein erstes Urteil zutraue.
Für den Octavia spricht aus meiner Sicht das rundum gelungene Konzept bei noch angemessenen Preisen, der riesige Kofferraum, die guten Platzverhältnisse vorn, gute Rundumsicht, ein bulliger Motor sowie etliche kleine Annehmlichkeiten, wie z.B. die geniale Mittelarmlehne. Aber es gibt auch ein paar Dinge, die in meinen Augen nicht ganz optimal gelöst sind, dazu gehört u.a.
- der Umklappmechanismus der Rückbank (sehr umständlich und fummlig, zumal wenn der Fahrer größer als 1,90 m ist),
- die in meinen Augen viel zu flach liegende Heckscheibe (sieht zwar schick aus, verschenkt aber unnötig viel Platz, vor allem wenn man größere Dinge transportieren will - da bin ich wohl doch vom Focus mit seiner fast senkrechten Heckpartie verwöhnt...)
- die zu weit vorn befindliche B-Säule, die mich beim Ein- und Aussteigen doch einigermaßen behindert hat - nach einigen Wochen/Monaten dürfte die Verkleidung dort wohl entsprechend aussehen... (wie gesagt, bin 1,92 groß, habe lange Beine und den Sitz entsprechend weit hinten).
Subjektiv empfand ich den Raumeindruck durch die sehr hohe Fensterkante und das hoch bauende Cockpit als ein wenig beengt, der Motor verfügt über einen unglaublichen Antritt, allerdings empfand ich den Durchzug im Bereich zwischen 160 und 200 km/h als nicht sehr überzeugend (da hatte ich von 140 PS doch etwas mehr erwartet), das Lenkgefühl erschien mir etwas synthetisch (gerade auf der Autobahn wirke der Wagen leicht unruhig, was auf die leichte Gegenlenkfunktion zurückzuführen sein mag) und die 17-Zoll-Felgen mit dem Sportfahrwerk machen optisch zwar eine Menge her, aber bei Geschwindigkeiten um 140 km/h hopppelte der Wagen sehr unangenehm - aber das sind wie gesagt höchst subjektive Eindrücke, die ich auf keinen Fall verallgemeinern will.
Ein höchst objektiver Knackpunkt ist für mich allerdings die sehr ungünstige Versicherungseinstufung des Skoda...
Und der Mazda 6 im Vergleich? Nun, das Raumangebot (vor allem auch für die Füße!!!) ist doch noch ein Stück größer (kein Wunder bei den Abmessungen des Autos), der maximale Laderaum ist noch ein Stück größer und dank der deutlich senkrechter stehenden Heckscheibe auch besser nutzbar, das System zum Umklappen der Rücksitze ist einfach nur genial (mit leichten Einschränkungen bei weit zurück geschobenem Fahrersitz), der Wagen fühlte sich sehr leichtfüßig und dynamisch, trotzdem aber auch sehr komfortabel an (allerdings auch mit dem 16-Zoll-Rädern und Serienfahrwerk), die Verarbeitung und Materialqualität im Innenraum (Facelift) brauchen sich hinter dem Skoda keinesfalls zu verstecken (nach dem Facelift gilt das übrigens auch für die Sitzbezüge) und zu guter Letzt sind die Versicherungseinstufungen wesentlich günstiger und Mazda gewährt obendrein eine 3-jährige Garantie (von der erwiesen hohen Zuverlässigkeit gar nicht erst zu reden). Allerdings war es mir bislang noch nicht möglich, die neuen Dieselmotoren zu testen (wenn sie dann endlich mal kommen, sollen sie aber den Partikelfilter serienmäßig haben) - die derzeitigen Lieferfristen beim Octavia Combi mit dem 2.0 TDI sind ja aber auch nicht so ganz ohne, insofern nimmt sich das wohl nicht viel...
Darüber hinaus gefiel mir die Lenkung des Mazda deutlich besser als die des Skoda, man fühlt sich mehr mit dem Auto und der Straße verbunden, wozu auch das tolle Fahrwerrk seinen Ateil hat und der Komfort ist dank des größeren Radstands obendrein trotzdem noch um einiges besser (bin den Octavia auch schon mit den 16-Zöllern und ohne Sportfahrwerk gefahren...)
Aber auch der Mazda ist bei weitem nicht perfekt:
- der Handbremshebel ist sehr dicht am Fahrersitz platziert und drückte bei mir am Oberschenkel
- der eigentliche Kofferaum (unterhalb der Laderaumabdeckung) ist kleiner als bei meinem Focus und deutlich kleiner als der des Octavia
- die Kopfstützen an der Rückbank schränken die Rundumsicht erheblich ein
- die Laderaumabdeckung ist im geöffneten Zustand entweder im Weg oder aber stört den Blick durch den Rückspiegel(!).
Größter Knackpunkt für mich ist die Zwangskoppelung bestimmter Ausstattungsdetails an einzelne Ausstattungslinien bzw. Pakete - der Skoda läßt sich da erheblich besser auf die individuellen Bedürfnisse zusammen stellen. Nur als Beispiel: mir persönlich sind Xenon-Scheinwerfe sehr wichtig und während ich diese beim Octavia für einen durchaus fairen Aufpreis als Extra bekomme, müsste ich beim Mazda 6 zwangsläufig zum höchsten Ausstattungsniveau greifen, was dann preislich aber auch wieder ein gutes Stück über einem vergleichbaren Octavia liegt.
So, das ist jetzt zwar sehr umfangreich geworden, aber ich hoffe, es hilft dem einen oder anderen ein bißchen weiter. Dinge wie Design und dergleichen habe ich bewußt außen vor gelassen, da dies doch in viel zu großem Maße an persönlichen Vorlieben hängt und somit alles andere als objektiv zu bewerten ist.
Mein Fazit: zwei verdammt gute Autos mit geringfügig unterschiedlichen Schwerpunkten, jeweils mit Vor- und Nachteilen versehen und finanziell auf einem ähnlichen Niveau (der Octavia ist in der Anschaffung sicher billiger, im Unterhalt durch die hohen Versicherungsklassen aber wieder teurer). Den Ausschlag geben dann eher individuelle Vorlieben als tatsächlich gravierende Unterschiede - ich konnte mich bislang jedenfalls noch nicht wirklich entscheiden...
Sonnige Grüße aus Berlin,
Jens