DSG Erfahrungen: Wartung, Kosten, Verbrauch, Probleme

[teddy]

Ich war vorhin ein wenig kurz angebunden; entschuldige bitte, wenn mein Beitrag ein wenig forsch geklungen hat. War nicht böse gemeint.

Zu den Grundlagen gehört, dass man Wandlerautomatik und DSG ganz klar unterscheiden muss. Denn wenn man beide Funktionsweisen vergleicht sieht man die enormen Unterschiede in der Arbeitsweise.

Eine Wandlerautomatik kann natürlich sowohl präziser als auch deutlich kraftvoller im Standgasbetrieb arbeiten. Ganz einfach weil es keine mechanischen Verbindungen in diesem Zustand gibt.

Mit dem Handschalter kannst du deshalb viel präziser arbeiten, weil du einerseits selber 100% des Kupplungsbereichs zum Arbeiten hast und andererseits auch weißt, was du eigentlich willst und in welcher Situation du dich befindest. Notfalls geht das Zusammenspiel aus beiden Komponenten eben so weit, dass du eine stickende Kupplung produzierst; dafür aber cm genau parken kannst.

Nun ist das beim DSG so eine Sache. Auf der einen Seite haben wir zu Gunsten der Effizienz einen Handschalter, welchen man zu unsten des Komfort mit einer Automatik kombiniert hat. Die Kriechfunktion beim DSG ist keine konstruktionsbedingte Eigenschaft sondern eine hinzuprogrammierte Komfortfunktion, um es Umsteigern einer Wandlerautomatik so einfach wie möglich zu machen.

Eben diese Programmierung sieht nun aber eine beinahe lastunabhängige Arbeitsweise vor, welche in ihrem maximalen Wirkungsgrad eingeschränkt werden musste (ich glaube mich zu erinnern, dass es max. 10% Kraftschluss waren; bin mir da aber nicht sicher). Eben diese Einschränkung heißt dann, dass du am Berg ab einer bestimmten Steigung nur noch stehen bleibst oder sogar gegen die Kupplung zurück rollst. Das ist leider konstruktionsbedingt so.

Die einzig wirklich effektive Herangehensweise ist tatsächlich das Arbeiten mit der Handbremse in Kombination mit einem geübten Gasfuss. Da dein Fahrzeug wohl recht neu ist und ich glaube herauszulesen, dass 20% Steigung alles andere als alltäglich für dich sind, denke ich, dass es wirklich an der Übung liegt.

Dieses Thema ist übrigens in Smartforen eines der am häufigsten diskutierten unter neuen Smart Fahrern. Mit dem Unterschied, dass der Smart keine Kriechfunktion hat (was ich persönlich besser finde, aber das ist wohl Geschmackssache).

Nach inzwischen 4 Jahren automatisiertem Schaltgetriebe kann ich dir versichern, dass man irgendwann das Gefühl dafür hat, wenn man ausreichend ambitioniert an das Thema ran geht.

[Kriton]

Hallo Teddy,

hab ganz herzlichen Dank für Deine super ausführliche, kompetente Antwort!
Sie zeigt mir, dass ich in der Tat zuviel von meinem neuen Getriebe erwartet habe, nach all der Lobhudelei in sehr vielen Forenbeiträgen als auch auch in der Fachpresse. Und ich weiß nun, dass nix kaputt ist, weil das beschriebene Verhalten normal bzw. systembedingt ist. Die Eigenschaften einer Wandlerautomatik konnten beim DSG (zumindest in der trockenen Version) eben nur fast, aber nicht ganz nachempfunden werden. Im Gegenzug hat man beim DSG dafür einen signifikanten Minderverbrauch gegenüber einer vergleichbaren herkömmlichen Automatik, und das stimmt mich dann doch wieder versöhnlich! 8)
Für mich alten Flachlandbewohner (Land Brandenburg) kommen diese Nachteile ja auch nur dann zum Tragen, wenn ich mich in den Bergen herumtreibe. Das tue ich allerdings sehr gern und mind. einmal im Jahr aufgrund meines Hobbys, dem Motorradfahren. Insofern spielen die Fahreigenschaften meines Autos im Gebirge durchaus eine Rolle.

Viele Grüße

Kriton

[digidoctor]

Handschaltung ist das absolute Auslaufmodell.

4 Gänge, 5 Gänge, 6 Gänge (das ist schon ein absolter Mist, als TSI-Fahrer konnte man wenigstens locker den 2. etwas ausfahren und dann ab in den 5./6. Gang schalten)....7 Gänge nur noch DSG

Die Zeit läuft gegen Handschaltung.

[Kriton]

Sicher, nur solange ein DSG 1700 € Aufpreis kostet, wird es sich so schnell nicht auf breiter Front durchsetzen können.

[teddy]

Ja, die blöde Werbetrommel. Ich weiß was du meinst.
Mir erging es ähnlich. Ich habe wirklich geglaubt, man könnte mit dem DSG unterbrechungsfrei schalten. Pustekuchen.

ABER (2 abers):

1. Was ich oben geschrieben habe gilt sowohl für das nasse 6-Gang wie auch für das trockene 7-Gang. Wie sich die Charakteristik tatsächlich unterscheidet kann ich aktuell noch nicht sagen. Das werd ich aber nachholen. Mit einem absolut subjektiven "Bericht" natürlich. Ich habe es aber auch heute wieder gemerkt, dass man nicht mal 10% braucht damit nichts mehr im Kriechmodus voran geht.

2. Vieles ist tatsächlich Gewöhnungssache. Wenn du ein paar Tausend km mehr weg hast und dich auf das DSG eingestellt hast, mach dir den Spaß und resümiere mal. Ich kann mir vorstellen, dass es dir dann ähnlich geht wie mir. Die Werbeversprechen sind lange vergessen, man hat für die eine oder andere Situationen einen "Trick" entwickelt, den man inzwischen schon ganz automatisch umsetzt, als wäre das ganz normal und die zu Anfang kritisierten Punkte relativieren sich durch den ganz eigenen Weg des Umgangs mit dem DSG plötzlich.

Ich wünsche dir jedenfalls noch viel Spaß mit deiner Automatik und bin überzeugt davon, dass ihr die besten Freunde werdet wenn ihr euch erstmal so richtig kennt

[neuhesse]

Also mal ehrlich, auch eine Wandlerautomatik ist nicht in Lage, allein aus der Art und Weise wie der Fahrer das Gaspedal bedient, immer das perfekte Ergebnis abzuliefern. Ich denke im nachfolgenden Satz ist eigentlich das Richtige gesagt.

Mit einem hangeschalteten Auto oder mit einer herkömmlichen Wandlerautomatik wäre das überhaupt kein Problem für einen geübten Fahrer.

Wer sich erstmal mit den Besonderheiten des DSG vertraut gemacht hat, sozusagen geübt ist, wird mit dem DSG nicht schlechter zu Rande kommen, wie mit einer Wandlerautomatik. Und die Vorteile nicht mehr missen wollen.

[ThomasB.]

Bei 20% Steigung oder Gefälle habe ich "damals", als Handschalter, auch immer die Handbremse mit dazu genommen, um zentimetergenau Einzuparken. Das Ganze geht natürlich auch beim DSG...

Da sind die technischen Grenzen (und gerade beim DSG finde ich sie enorm hoch) leider erreicht.

[digidoctor]

Ihr habt Probleme echt. Schon mal was von Gewichtung gehört?

[teddy]

Hallo Kriton,

ich muss mich an dieser Stelle bei dir entschuldigen; ich bin leider nur mit dem halben Wissensstand rangegangen. Und habe dir daher auch nur zur Hälfte richtig geantwortet.
Aber konkret:

Nach nun 300 km trockenen 7-Gang DSG sind die Unterschiede zum nassen 6-Gang DSG sehr offensichtlich. Dazwischen liegen, vor allem deine Problematik betreffend, Welten!
Ich kann nach dieser Praxiserfahrung wirklich nachvollziehen, wieso du da ein Problem hast. (Meine bisherigen Probefahrten offenbarten mir das nicht.)

Das 7-Gang DSG kuppelt im Stand komplett aus. Wenn man jetzt (komplett!) von der Bremse geht wird "schlagartig" eingekuppelt. Das führt bei präzisen Manövern schnell zum hoppeln.
Das 6-Gang DSG kuppelt nie vollständig aus sondern arbeitet im Stand gegen die Bremse. Wenn man diese nun leicht öffnet setzt sich das Fahrzeug bereits in Bewegung; nicht erst nach dem Lösen der Bremse.

Vor allem in der von dir beschriebenen Situation ergibt das einen riesigen Unterschied! Deshalb an dieser Stelle nochmal: Entschuldige bitte meine Fehleinschätzung.

Mir persönlich ist das Funktionsprinzip des 7-Gang DSG lieber. Aber das ist eine rein persönliche Geschmackssache. Deutlich präziser, vor allem unter großer Last, könntest du mit dem 6-Gang DSG arbeiten. Ich weiß nicht, ob man mit ausreichend Übung mit dem 7-Gang DSG an die mögliche Präzision des 6-Gang DSG heran kommen kann. Hauptsächlich wollte ich an dieser Stelle nur noch mal festhalten, dass diese beiden Getriebe vor allem in dieser Disziplin nicht vergleichbar sind.

[digidoctor]

Ich war schon immer der Meinung, dass das 7-Gang eigentlich ein 1+6 ist, das heißt der eine Mehrgang nur ein sehr untersetzter Anfahrgang, um dieses Ruckeln zu minimieren. Dafür spricht, dass man bei 30 km/h quasi fast schon im 4. rollt.