Tja, gute Frage, und eine schwierige noch dazu. Wer Zigaretten kauft, hat es leicht. Sie werden in der Regel nicht gebraucht gehandelt oder als "Jahreszigaretten" und es ist egal, ob man sie morgens, mittags, abends oder nachts kauft, sommers wie winters und ob am Kiosk, an der Tankstelle, in der Kneipe, am Automaten oder im Supermarkt- der Preis ist immer gleich sobald man sich für Marke, Geschmacksrichtung, Stärke und Gebindeart entschieden hat. Nur zollfrei oder geschmuggelt kann man noch was sparen. Ganz anders ist es beim Autokauf.
Es beginnt mit den Angaben des Herstellers, ob gedruckt oder online, Preisliste oder Konfigurator, man sucht die richtige Kombination aus Karosserieform, Motorisierung, Getriebe und Ausstattungslinie und am Ende steht ein Preis- meistens ein erschreckend hoher. Und er wird noch höher, wenn man die gewünschte Lackierung, Sonderausstattung, Zubehör usw. noch addiert. Aber immerhin, bis hierher hat man einen konkreten Preis. Selbst bei Auswahl von Ausstattungspaketen, deren Inhalt man oft nicht genau aufschlüsseln kann, weil vieles gar nicht als Einzelposition angeboten wird, kann man den Worten und Zahlen des Herstellers ja noch Glauben schenken, der ja dankenswerterweise dazuschreibt, wieviel man spart, wenn man sich dafür entscheidet. Mit etwas Glück steht auch in den nächsten Monaten ein Firmenjubiläum an oder ein sportliches Großereignis, das vom Hersteller gesponsert wird, sonst findet sich etwas anderes, um die Auflage einer "Sonderedition" zu rechtfertigen, die natürlich enorme Preisvorteile bietet. Diese werden zwar meist benannt, aber nicht belegt, weil wie bei den Ausstattungspaketen Elemente enthalten sind, die einzeln nicht erworben werden können. Aber all diese Angaben sind natürlich eher fiktiv, in etwa so, wie der angegebene Kraftstoffverbrauch. Mit der Wirklichkeit hat das wenig zu tun, aber dient als Vergleichsgrundlage.
Also geht der hoffnungsvolle Käuferanwärter um Klarheit zu erlangen zum Händler seines Vertrauens, vielleicht sogar zu mehreren in seinem Einzugsbereich, von wegen Preisvergleich. Der freundliche Händler bietet einem Handschlag und Sitzplatz an, vielleicht auch noch eine Tasse Kaffee, und hört geduldig zu, während man ihm erklärt, was einem vorschwebt. Und dann kommt er auch schon, der mystische Moment. Der Verkäufer beginnt in seinem Computer zu hacken und zu klicken, greift sicherheitshalber noch einmal zum Taschenrechner, ehe er ihn mit etwas ganz tollem überrascht: dem "Hauspreis", der deutlich unter dem liegt, was man zuhause zusammenkonfiguriert hat. Einflußgrößen auf den Hauspreis? Treuebonus, Neukundenrabatt, Wettbewerbssituation (intern und extern), besondere Verkaufsaktionen mit bestimmten Zielvorgaben und Stichtagen, persönliche Sympathie, Beruf des Kunden, reine Willkür,... wer weiß, was noch alles. Aber egal, niedrigere Preise sind immer willkommen.
Auf diese gute Nachricht folgt aber sofort wieder ein schlechte: es kommen noch "Überführungskosten" hinzu, ein besonderes Element zur Kundentäuschung, dessen genauen Inhalt niemand kennt (Stichwort: Übergabeinspektion). Bei so ziemlich allem anderen, was man kauft, ist die Ware im Verkaufsraum des Händlers vorrätig oder sie wird bestellt und liegt dann dort zur Abholung vor. Im Versandhandel oder in besonderen Fällen (wenn man z. B. 10 t Kies braucht oder so) wird die Ware auch geliefert, ggf. gegen Aufpreis. Nur bei Autos nimmt man sich die Frechheit heraus, gesondert zu berechnen, was eigentlich selbstverständlich ist, denn wenn mir jemand etwas verkaufen will und Erfüllungsort des Handels sein Geschäftslokal ist, dann ist doch wohl natürlich seine Obliegenheit, die Ware heranzuschaffen- die Kosten hierfür sind ihm ja bekannt und er könnte sie ohne weiteres in seinen "Hauspreis" einrechnen, aber der sieht ja dann nicht mehr so schön niedrig aus. Ich habe mir zur Angewohnheit gemacht, mit gleichen Waffen zurückzuschlagen. Die Bezahlung erfolgt entweder bar bei mir zuhause in ungeordneten kleinen Geldscheinen oder per Barscheck, der bei der Zentrale meiner Bank am Schalter zu den üblichen Öffnungszeiten eingereicht werden kann. Falls das nicht genehm ist, biete ich alternativ natürlich auch die Lieferung frei Haus von gebündeltem Bargeld oder Überweisung auf ein Konto seiner Wahl an- gegen ein geringes Entgelt, versteht sich- zufällig exakt in der gleichen Höhe, wie die Überführungskosten.
Aber richtig intransparent wird es in dem Moment, wo ich meinen Altwagen in Zahlung gebe, quasi als Anzahlung. Wer weiß schon wirklich, was er wert ist? Das kommt schließlich auf den konkreten Kaufinteressenten am Ende an. Man kann aber wohl in der Regel davon ausgehen, daß der Wert höher ist, als der Betrag, den der Händler anbietet, denn er will ja auch noch daran verdienen. Dafür hat er aber natürlich auch das Risiko und meistens auch noch ein bißchen Aufbereitung zu seinen Lasten. Aber als Profi wird er wohl zu seinen Gunsten zu kalkulieren wissen. Es sei denn, es gibt gerade eine Abwrackprämie oder sonst eine Sonderaktion...
Vollends unklar wird es dann, wenn man sich für eine Finanzierung entscheidet, denn es gibt zahlreiche Modelle und Konstellationen, teilweise mit aberwitzigen Zinssätzen oder Laufzeiten, mit Restwerten, die vollkommen willkürlich festgesetzt sind. Soll man die Hausbank des Autoherstellers nehmen oder lieber die eigene und versuchen, beim Händler als Barzahler noch einen besseren Preis herauszuholen? Oder doch Leasing? Wie war das noch mit Zins und Zinseszins? Mit kalkulatorischen Zinsen? Was kostet eigentlich die Zulassung? Und dann sind da ja noch die Fußmatten, die Schlüsseltasche, die Nummernschildträger, der Schlüsselanhänger, die es kostenlos dazu gibt...
Aber so genau will man es vielleicht am Ende ja auch gar nicht wissen, leben und leben lassen. Wer beim Kauf verhandelt, wie ein Geizhals wird spätestens beim ersten Werkstattaufenthalt zur Ader gelassen...
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Re: Was kostet der Neue?
Mich wundert auch, dass noch niemand gegen die Überführungskosten erfolgreich vorgegangen ist.
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Re: Was kostet der Neue?
Das wundert mich allerdings auch sehr. Wo doch sonst immer so viel Wert auf Transparenz gelegt wird. (Das übrigens ist eine der Kernfragen, für diejenigen, die es nicht so recht verstanden haben). Bei jedem kleinen Mist wird darauf bestanden, nur beim Kauf eines Autos wissen die meisten am Ende immer noch nicht genau, wieviel sie der Spaß eigentlich kostet und dabei gehören Autos, vielleicht nach Immobilien, mit zu den teuersten Sachen, die man sich so anschafft.tehr hat geschrieben:Mich wundert auch, dass noch niemand gegen die Überführungskosten erfolgreich vorgegangen ist.
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Re: Was kostet der Neue?
Bei Autos langt der Staat zumindest bei der Anschaffung nicht noch einmal extra hin.The_Stig hat geschrieben:nur beim Kauf eines Autos wissen die meisten am Ende immer noch nicht genau, wieviel sie der Spaß eigentlich kostet und dabei gehören Autos, vielleicht nach Immobilien, mit zu den teuersten Sachen, die man sich so anschafft.
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