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Re: Bremsen, Bremsscheiben vorn

Verfasst: 3. Januar 2010 03:49
von schmiernippel_0815
Betrifft: Ruckelnde Bremsen (Bremsenflattern bis in die Lenkung)


Hallo zusammen,

ich hatte (wie viele andere auch) Streß mit ätzendem Brems-Vibrato, das ich von meinen Vorgänger-Fahrzeugen nicht kannte. Inzwischen habe ich das Problem gelöst und möchte kundtun, was was bringt und was nicht und warum das so ist. Kurze Zusammenfassung, womit ich den Flattergeist in die Flucht schlagen wollte:

- neue Bremsbeläge vom Großhändler (keine Veränderung)
- neue Bremsscheiben vom Großhändler
(es wurde eher schlimmer als besser)
- neue Bremstrommeln und –backen hinten
(keine Veränderung)
- Austausch der vorderen Bremsbeläge gegen
ATE-Power-Pads (keine Veränderung)
- Austausch der Billigheimer Bremsscheiben (vorn) gegen
Sportmax-Scheiben von Brembo
(Volltreffer)

Die Brembo-Sportmax-Scheiben haben eine segmentierte Scheibenoberfläche, was die Scheibe langfristig plan halten dürfte. Offensichtlich sind die meisten angebotenen innenbelüfteten Bremsscheiben von minderer Qualität, so daß das Aufheizen der Scheibe beim Bremsen zu einem Verziehen des Gußkörpers führt. Nicht belüftete Bremsscheiben sind (weil einfacher aufgebaut und nicht so dick) in diesem Punkt wesentlich problemloser. Da tun es auch die billigen Scheiben vom Discounter. Der komplexe Gußkörper der innenbelüfteten Scheiben ist jedoch heikel. Es kommt hier offensichtlich sehr auf die richtige Stahlmischung, den richtigen Guß und wohl auch auf die richtige Nachbehandlung der fertig gegossenen Scheibe an, damit die Bremsscheibe im Betrieb immer schön in Form bleibt. Dieser Aufwand hat seinen Preis und dieser Preis muß eben bezahlt werden. Für die Brembo-Scheiben habe ich ca. 80 Euro bezahlt und sie sind ihr Geld wirklich wert. Es ist ein ganz neues Bremsgefühl: kein Flattern, kein Ruckeln, glatt wie Glas.
Das gilt besonders im Zusammenspiel mit den ATE-Power-Pads, die ein sehr feinfühliges und dennoch kräftiges Ansprechen der Bremse bewirken. Okay, die Combi aus Power-Pads und Brembo-Sportmax hat mich zusammen ca. 270 Euro (ohne Einbau) gekostet, aber wenn man es etwas entspannter angehen läßt, dann dürfte die Laufzeit bei 80.000 bis 100.000 Kilometern liegen. Ich gehe davon aus, daß die hochwertigen Brembo-Scheiben deutlich länger leben als die Durchschnittsware. Und billigere Bremsklötze tun es auch. Für mich hat sich der Aufwand jedenfalls gelohnt.

Im Fall der Fälle würde ich mal bei

http://www.1as-autoteile.de

reinschauen. Der Knabe hat sich auf den Verkauf hochwertiger Bremsen-Ersatzteile spezialisiert und gibt zugleich eine Menge gute Tipps, worauf man beim Einbau unbedingt achten sollte. Von dem Laden habe ich meine Brembo-Sportmax bezogen. Die Abwicklung meiner Bestellung war mustergültig. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist es (aus meiner Sicht) auch.
Dies ist nur eine Anregung, nicht mehr und nicht weniger.

Weiterhin frohes Schaffen unter der Motorhaube

Euer Schmiernippel

P.S.:
Habe festgestellt, daß der onlineshop unter der genannten Adresse zur Zeit nicht erreichbar ist. Es geht aber auch über Ebay. Der Bremsen-Andreas nennt sich im Ebay-Shop andypsilon1. Das funktioniert auf jeden Fall.

Re: Bremsen, Bremsscheiben vorn

Verfasst: 2. Mai 2010 16:51
von schmiernippel_0815
Brems-Vibrato zum Zweiten: Radnabe war an allem schuld ! ! !

Auch mit den neuen Super-Bremsscheiben ging es nach ca. 2000 Kilometern wieder mit dem Schütteln los. Bin daraufhin in meine Lieblingswerkstatt gepilgert und habe ihnen gesagt, sie sollen die Radnaben vermessen, weil eigentlich nur noch diese als Ursache in Frage kommen können. Die Werkstattleute hielten das interessanterweise für ziehmlich ausgeschlossen (O-Ton: "So einen Fall mit verzogener Radnabe hatten wir noch nie".). Beim Durchchecken haben sie dann festgestellt, daß der Spurstangenkopf vorne rechts ausgeschlagen war. Wurde ausgetauscht. Die Radnaben waren angeblich in Ordnung. Leider war damit das Problem nicht behoben.

Für mich war schnell klar, daß es für den ausgeschlagenen Spurstangenkopf einen Grund geben mußte. Ich vermutete, daß vorne rechts das Bremsenschütteln stattfindet und nach und nach den Gelenk-Kopf regelrecht zerhämmert hat. Daraufhin habe ich mir ein neues Radlager und eine neue Radnabe besorgt (zusammen etwa 150 Euro) und Nabe in Eigenarbeit erneuert. Ging ganz gut.
Spontanes Ergebnis:
Mehr Laufruhe im Bereich der Vorderachse.
Längerfristiges Ergebnis:
Ich ließ die alten Bremsscheiben drin, weil ich davon ausging, daß die sich (bei ruhiger Fahrweise und gefühlvollem Bremsen) nach und nach von alleine planschleifen. Genau so war es denn auch. Das Bremsenschütteln dimmte im Verlauf von 1000 km einfach weg, bis es nicht mehr vorhanden war.

Mein Rat zum Schluß:
Wenn Brems-Vibrato auftritt, dann sollte als erstes gecheckt werden, ob ein Spurstangenkopf bereits Spiel aufweist. Wenn dem so ist, dann ist das ein deutlicher Hinweis, daß das Problem an diesem Rad auftritt, d.h. daß die Radnabe auf dieser Seite einen Schlag hat. Das ist dann der eigentliche Übeltäter. Durch den Verzug wird die Bremsscheibe geringfügig ausgewaschen. Es entsteht an einem Punkt der einen Scheibenseite verstärkter Abrieb (eine minimale Mulde) und 180 Grad weitergedreht auf der gegenüberliegenden Scheibenseite ebenfalls. Beim Bremsen schlägt dann das Rad hin und her und zerhämmert nach und nach den Spurstangenkopf. Dieser hat dann Spiel.

Grundsätzlich empfehle ich, wenn ein Radlagerwechsel vorn ansteht, die Radnabe gleich mit austauschen zu lassen. Die Nabe kostet zwar ca. 80 Euro zusätzlich, man spart sich aber langfristig eine Menge Ärger. Hätte ich beim Radlagertausch drei Jahre zuvor die Naben gleich mittauschen lassen, dann hätte ich mir (im Nachhinein) viel Ärger und Folgekosten sparen können. Am Ende ist man halt immer klüger.

Schmiernippel.

Re: Bremsen, Bremsscheiben vorn

Verfasst: 3. Mai 2010 08:52
von Octi_TDI
Hm, genau das Problem habe ich bei mir auch! Als in der Werkstatt war, sage mir der Meister, dass der rechte Spurstangenkopf ein geringes Spiel aufwies, sollte jedoch noch nicht so schlimm sein. Wenn das mal keine Analogie ist...

MfG Marcus

Re: Bremsen, Bremsscheiben vorn

Verfasst: 3. Mai 2010 10:19
von Babyracer
Oh Gott. Was für Flaschen doch in einer Werkstatt arbeiten. Ein geringes Spiel ist immer noch ein Spiel. Lenkungsteile sollte unter keinen Umständen ein Spiel haben. Allein eine "weiche" Lenkung ist zu akzeptieren. Mehr aber auch nicht. Ich würde allerdings einen defekten Spurstangenkopf als Ursachen für die verzogenen Radnabe machen. Denn mit so einem Spurstangenkopft kann das Rad nicht mehr zu 100% in der Spur bleiben und "schleudert" stetig hin und her. Irgendwohin muss ja dann diese Kraft abgeleitet werden.

Re: Bremsen, Bremsscheiben vorn

Verfasst: 3. Mai 2010 14:16
von Octi_TDI
"So viele Flaschen und trotzdem spitze!" habe ich nun mal irgenwo gelesen :wink:

Ok. dann werde ich ihm wohl noch mal auf den Geist gehen müssen. Der Herr ist aber ein sehr netter Mensch.

MfG Marcus

Re: Bremsen, Bremsscheiben vorn

Verfasst: 25. Mai 2010 22:49
von schmiernippel_0815
Hallo zusammen,

Werkstattleute sind auch nur Menschen und jeder von uns hat einen ganz bestimmten Blick auf die Dinge.

Nachdem ich bei mir die Radnabe selber ausgetauscht hatte und alsbald klar war, daß ich mit meiner Vermutung richtig lag, bin ich bei meiner Werkstatt vorbeigesegelt und habe ihnen Bericht erstattet. Sie waren überhaupt nicht beleidigt sondern sehr aufgeschlossen und interessiert. Sie haben mir dann sogar gratis die Achsen neu vermessen.
In meiner Werkstatt geht es ziemlich familiär zu und wir tauschen ständig Tipps und Tricks aus. Seit der Radnaben-Geschichte habe ich allerdings den Eindruck, daß mir die Jungs mehr Respekt entgegenbringen als zuvor.

Im übrigen habe ich von der Radnabe als Problemverursacher zum ersten Mal hier im Forum erfahren. Dank an alle, die diesen Tipp verbreitet haben. Gedanklicher Austausch ist eben durch nichts zu ersetzen.

Schmiernippel.

Re: Bremsen, Bremsscheiben vorn

Verfasst: 25. Mai 2010 23:05
von schmiernippel_0815
Fast hätte ich´s vergessen,

ob das Spiel im Spurstangenkopf von der Nabe kommt oder das Spiel in der Lenkung die Radnabe verzieht, wird hier diskutiert wie die Frage, ob das Huhn oder das Ei zuerst da war.

Mein Standpunkt hierzu:
Die Radnabe ist ein verdammt massives Stück Stahl, darauf ausgelegt, starke Quer- und Längsbeschleunigungen aufzunehmen. Ein ausgeschlagener Spurstangenkopf wird es wohl kaum schaffen, genug Kraft freizusetzen, damit sich die Radnabe verzieht.
Ist aber umgekehrt die Radnabe erstmal verzogen, dann wird das resultierende Bremsenflattern genügend Energie freisetzen, um den recht filigranen Spurstangenkopf auf längere Distanz zu zerhämmern.
Nichts ist unmöglich, aber manche Dinge sind nicht sehr wahrscheinlich.

Gruß

Schmiernippel.