Hallo
Ich möchte den Thread durch einige Theorien, welche ich im Internet gefunden habe, und zwei Erfahrungen aus der Praxis ergänzen
Wikipedia: Auszug aus dem Thema Motorbremse
Die Bremswirkung beruht einzig auf der Wegnahme der Treibenergie.
Bei herkömmlichen PKW mit Einspritzmotoren wird die Motorbremse durch das Vermindern bzw. Aussetzen der Kraftstoffinjektion in ihrer Wirkung gesteigert (Schubabschaltung), gleichzeitig wird der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch ebenfalls verringert. Fällt die Drehzahl unter einen gewissen Wert, so wird wieder eingespritzt.
Speziell bei LKW und Autobussen gibt es das System Motorstaubremse (auch Auspuffklappenbremse genannt), bei dem die Bremsleistung in Verdichtungsarbeit ohne anschließende Kraftstoffeinspritzung und Verbrennung umgesetzt wird. Während bei der Motorbremse ein Wegnehmen des Fußes vom Gaspedal genügt, muss die Motorstaubremse extra betätigt werden.
Nun von der Theorie zu Praxis:
Wer schon eine Pass-Straße runtergefahren ist, kennt das Problem, wenn Sie die erlaubte Höchstgeschwindigkeit z.B. von 80 km/h korrekt einhalten möchten. Zuerst bremsen Sie auf 80km/h runter und schalten vorsichtshalber z. B. vom 5. in den 4. Gang. Trotzdem bewegt sich die Tachonadel immer mehr Richtung 100 km/h. Ihre Erkenntnis ist, der Motor bremst immer noch zu wenig. Entweder helfen Sie nun wieder mit der Fußbremse regulierend nach oder, wenn Sie nicht fortwährend auf der Bremse stehen wollen, schalten in den 3. Gang. Aber vielleicht müssen Sie sogar in den 2. Gang runter schalten, bis die Motorenbremse die 80 km/h halten kann.
Fazit: Wer also überzeugt ist, dass bei einer Vollbremsung die Motorenbremse wirksam den Bremsweg verkleinert, muss also gleichzeitig runter schalten. Dabei muss aber die Kupplung oder beim DSG die Schaltung manuell betätigt werden.
Wer also gleichzeitig voll auf die Klötze stehen, die Gänge runter schalten und eventuell noch dem Hindernis mit einer Hand am Steuer ausweichen kann, der hat meine Anerkennung.
Punkt 2:
Was jemand vor 20 oder 40 Jahren in der Fahrschule gelernt hat, kann seine Richtigkeit haben, sofern er heute noch ein Fahrzeug von damals fährt. Aber seit jener Zeit ist die Entwicklung nicht stehen geblieben. Ich denke dabei an all die neue Errungenschaften wie z.B. ABS, ESP, ASR oder das all überwachende elektronische Motorensteuergerät.
Wikipedia: Auszug aus dem Thema Antiblockiersystem
Das Antiblockiersystem (ABS), in der StVZO „Automatischer Blockierverhinderer“ (ABV) genannt, ist ein .... System zur Verbesserung der Fahrsicherheit und zur Minderung von Verschleiß an den Laufflächen der Räder. Es wirkt bei starkem Bremsen einem möglichen Blockieren der Räder durch Verminderung des Bremsdrucks entgegen.
Hierdurch ermöglicht ABS beim Bremsen ... eine bessere Lenkbarkeit und Spurtreue. Außerdem kann das System über die Regelung des Radschlupfs den Bremsweg auf nasser Straße verkürzen. Auf trockener Straße und losem Untergrund – zum Beispiel Schotter oder Schnee – kann sich der Bremsweg dagegen verlängern.
Zurückkommend auf das vorher erwähnte Beispiel von der Talfahrt, so zeigt dies, dass Sie durch die Betätigung der Bremse schneller die Geschwindigkeit einhalten können als mit Ausnützung der Motorbremse durch runter schalten in einen kleineren Gang. Das heißt aber auch, dass Sie durch das "mit voller Wucht auf die Bremsen treten" schneller eine Vollbremsung einleiten können als mit der Motorbremse. Wenn also die Motorbremse bei einer Vollbremsung trotzdem wirksam mithelfen würde, wovon einige Forenmitglieder überzeugt sind, müsste auch der Zeitpunkt früher erreicht werden, bei dem die Räder blockieren würde. Wobei das ABS aufgrund seiner Aufgabe auch schneller eingreifen müsste, um ein Blockieren der Räder zu verhindern. Was bedeutet, dass die allfällige wirkungsvolle Mithilfe der Motorbremse zu keine ausschlaggebenden Verkürzung des Bremsweges führen würde.
Zur Frage der Kupplung habe ich folgendes gefunden:
Hier ein Auszug aus
http://www.fahrtipps.de/fahrschule/fahr ... emsung.php :
So klappt die Vollbremsung:
.... Sofort die Kupplung schnell durchdrücken, gleichzeitig mit voller Wucht auf die Bremse treten (so genannter Bremsschlag!). Es kommt darauf an, dass man schnellstmöglich und sehr kräftig tritt.
Bei Fahrzeugen mit ABS (Anti-Blockier-System) muss jetzt ein deutliches Rattern am Bremspedal zu spüren und zu hören sein. .....
Fehlerbewertung
Die Vollbremsung ist fehlerhaft durchgeführt,...
— wenn der Motor abgewürgt wird, weil vergessen wurde, die Kupplung zu treten (das passiert ohne vorherige Übung oft!),
Hier ein anderer Auszug aus
http://www.fahrsicherheit.de/linthe/ind ... ips,muecke
Wieso sollte man bei einer Vollbremsung auch immer die Kupplung treten?
Wenn Sie nicht die Kupplung treten, kommt es zwangsläufig zu der Situation, dass der Motor das Fahrzeug weiter antreibt. Kurz vor dem Stand kommt es dann zum sogenannten Stottern des Motors, was den Bremsweg um 1 bis 2 Meter verlängern kann. Geht der Motor bei nicht getretener Kupplung auch noch aus, können sogar bei ABS-Fahrzeugen die Räder blockieren. Damit lässt sich das Fahrzeug nicht mehr lenken. Ein weiterer wichtiger Grund, warum Sie die Kupplung treten sollten, besteht darin, dass die dadurch frei drehenden Räder eine maximale Seitenführungskraft zum Lenken ermöglichen. Außerdem: Bei sehr eng stehenden Brems- und Gaspedalen können bei einer plötzlichen Notbremsung beide Pedale gleichzeitig "getroffen" werden.
Zum Abschluss noch einer meiner Erfahrungen aus meinen Fahrsicherheitstrainings (von Stufe eins bis intensiv, sowie Spezialkurs auf Eis und Schnee):
Es war beim Schleuderkurs. Es musste über eine Schleuderplatte mit 80 km/h gefahren werde, beim Darüberfahren katapultierte diese Platte das Heck des PKWs nach dem Zufallsprinzip nach rechts oder links. Die Aufgabe war nun reaktionsschnell eine Vollbremsung auszuführen, gleichzeitig zu versuchen einem plötzlich auftauchenden Hindernis (Wasserfontäne nach dem Zufallsprinzip links oder rechts) auszuweichen und den PKW wieder unter Kontrolle zu bringen sowie nach dem Hindernis die Vollbremsung durch Halt des PKW in Fahrrichtung abzuschliessen. 10 Mal wurden wir über die Schleuderplatte geschickt, um uns verbessern zu können. Leider fielen meine Versuche eher mittelmässig aus. Ganz im Gegensatz zu der einzigen Frau, die unter uns Männern dabei war. Sie stahl uns Männern die Schau. Nicht mal die Mithilfe des Instrukteurs, welche die Schleuderplatte auf maximale Leistung erhöhte, konnte sie zu einem Fehler provozieren. Doch zurück zu mir; dem aufmerksamen Instrukteur war nicht entgangen, dass ich öfters den Motor neu starten musste. Das Resultat war, ich musste immer wieder über den Lautsprecher hören: " Sie müssen bei der Vollbremsung gleichzeitig die Kupplung betätigen."
Bei der Schlussbesprechung wollte ich natürlich wissen, wieso es wichtig sei, die Kupplung zu treten. Seine Antwort war, dass die heutigen PKWs so viele elektronische Helfer hätten und nicht ausgeschlossen werden könne, dass diese im Extremfall (unterschiedliche Strassenverhältnisse, wie z.B. gleichzeitig Schnee, Eis und trockene Stellen auf wenigen Metern) gegen einander arbeiten und das korrekte Reagieren des Fahrers dadurch sabotiert würden. Sein Ratschlag sei, immer die Kupplung zur Sicherheit zu treten.
Bin jetzt schon neugierig, welche Ratschläge mir der Instrukteur beim nächsten Kurs zu meinem mit DSG bestellten Octi geben wird. Denn ein oder zwei Intensivkurse, davon bin ich persönlich überzeugt, ist eine sinnvolle Investition, um meinen neuen Octi kennenzulernen. Wenn er denn mal da ist!!!!
Gruss