Antwort an Blueskoda:
Nein, der O² BMM hat so was nicht.
Zur 4-Lenker- Achse (MLA) im Vergleich zur Verbundlenkerachse (VbLA) Folgendes:
VAG hat mit dem Golf V für die Hinterachskonstruktion die Mehr-(4-)Lenkerachse erfunden und gebaut, soweit ich weiss, damals in alle Modelle. Diese verbunden mit einem Querstabilisator mit Koppelstangen. Dieses als Verbesserung zu seinem Vorgänger Golf IV, der eine Verbundlenkerachse hatte (Gölfe hatten so etwas seit dem Modell Golf I).
Die Mehrlenkerachse hat gegenüber der Verbundlenkerachse entscheidende Vorzüge. Eine solche Achse kam erstmalig in den Markt bei Mercedes bei dem neuen Typ 190 E /230 E 124 ab 1984 bei einem hinterachsangetriebenen Fahrzeug. Diese Achse korrigiert dynamisch alle Spur und Sturzfehler auch bei unsymmetrischem Einfedern (Kurvenfahrt, Lastwechsel etc.) und macht das Auto auf der Hinterhand stabiler und galt als Weltsensation bei Hinterachskonstruktionen (üblich waren damals Schräglenkerachsen).
Wie es auch sei, VAG (und somit auch die Jungs aus Jung-Bunzlau/ Mlada Boleslaw) hat die Idee bei Golf V , Audi A3 8PA Sportback und beim Octavia II 1Z für Fronttriebler umgesetzt.
Das hat sich ausgesprochen positiv im Fahrverhalten ausgewirkt, ich habe den Vergleich zu meinen GOLF IV ( 1,6 V16 und VR5), im gegenüber zu meinem O² Combi TDI 8V BMM und dem 250 000 km gefahrenen Audi A3 Sportback 8PA von meiner Frau, der fast das gleiche Auto war (gleiche Konstruktion, gleicher Motor PD-BMM-TDI, Audi etwas kürzer und leichter).
Der Unterschied ist: Die Mehrlenkerachse in Verbindung mit einem Kurvenstabilisator mit Koppelstangen kann Spur- und Sturzfehler bei Kurvenfahrt ausgleichen. Die Verbundlenkerachse kann das nicht. Sie verhält sich bei Kurvenfahrt wie einr Mixtur aus Starrachse und geschleppter Längslenkerachse (Beispiel Peugeot 205) , etwa wie die Schwebeachse des Audi 90 (geschleppte Starrachse mit Diagonalstab an federnden Längslänkern . Bei letzterer böeibt der Hinterradsturz bei Kurvenfahrt (Fahrzeugneigung zum Kurvenaussenrand) gleich wie beim Geradeausfahren. Bei der Verbundlennkerachse wird der Sturz des kurvenäußeren Rades positiver, die Schrägneigung wird vom Verbundkasten wie ein Querstabilisator abgefangen und es kommt zu einem dynamischen Vorspurfehler.
Dieses wird bei VAG(Wolfsburg) trickreich dadurch kompensiert, indem die Gummilager der Längslenker ( die Verbundlenkerachse ist ja eine Einteil-Längslenkerachskonstruktion wie ein großes "U") am Aufhängepunkt (Schwingenlager) asymmetrisch ausgeführt sind, somit beim unsymmetrischen Einfedern den Anlenkpunkt des Achslager leicht vorverlagern kann um wenigstens den dynamischen Vorspurfehler auszugleichen. Es bleibt der Sturzfehler.
Außerdem verhält sich der Verbundkasten anders als ein gut abgestimmter Querstabilisator.
Das merkt man beim Fahren! Fallbeispiel: Gas wegnehmen im Grenzbereich in schnellgefahrenen Kurven. Bei der Verbundlenkerachse kommt es zu Lastwechselübersteuern, bei der Mehrlenkerachse passiert gar nichts, das Fahrzeug bleibt mit der Hinterhand unbeirrt in der Spur.
Es gibt hierzu einen ausführlichen Test in einer Autozeitschrift - ich glaube die mit 4 Buchstaben oder ams, in dem diese Zeitunng
2 GOLF VII Variant mit gleicher Motorisierung aber beiden Achstypen gegeneinander hat antreten lassen. In allen fahrdynamischen Disziplinen (Slalom, Elchtest, Rundstrecke) schnitt die Mehrlenkerachse wesentlich besser ab, im Vergleich beider Achsen war aber das Mehrlenker- Modell teurer.
Meine Frau hat jetzt so einen Golf VII Variant, extra mit MLA bestellt, und wir sind zufrieden.
Die Verbundlenkerachse im O3 brngt noch einen weiteren Nachteil mit sich: Weil der Verbundkasten der Achse beim Einfedern unter dem Wagenboden Platz braucht (den braucht die Mehrlenkerachse nicht), musste der Kraftstofftank unterseitig über die ganze Breite eine Aussparung bekommen, damit der Verbundkasten nicht mit dem Tank kollidiert. Deswegen hat der O3 einen etwa 10 Liter kleineren Tank als der O². VAG kompensiert das mit den Sprüchen, der O3 verbrauche ja auch deutlich weniger, da schmälert der kleinere Tank die Reichweite nicht. (wer's glaubt
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Fakt ist: Die Verbundlenkerachse ist deutlich billiger herzustellen als die Mehrlenkerachse, nur hat der Kunde nichts davon- im Verkaufspreis. Ich hatte das damals schon bei Vorstellung des O3 in der Presse kritisiert, auch bei/gegenüber SKODA. Neben einigen anderen konstruktiven Schwächen des O3 gegenüber dem O².
Bei VW haben die billigen Modelle jetzt VbLA und die teureren die MLA.
Bei Skoda haben alle O3 Modelle bis 150 PS die VbLA und nur der starke TSI und beide VRS (Otto und Diesel) sowie alle 4x4 die MLA (weil sich der Antriebswellensatz des Hinterachsntriebs beim Allrad nicht mit der VbLA kombinieren läßt aus technischen Gründen, die sehr komplex sind).
Alles klar?
Hintergrundinformationen liefern Ingenieurs-Ausbildungsseiten KFZ-Fahrwerke (auch für KFZ-ettis) im Internet.
Beste Grüße
hypokratis