Hallo ihr "Entscheidungsfindungs-Gequälten"
,
auch ich habe letztes Jahr mit meiner 2010er 1.2-TSI-Limo sehr lange hin und her überlegt und habe mich dann letztlich, weil ich die originale Hochbeinigkeit des sonst so schönen Autos einfach nicht mehr ertragen konnte und mich zudem in einen Satz 18"-Felgen "verguckt" hatte, zu einer Entscheidung durchgerungen, die für mich einen möglichst ausgewogenen Mittelweg darstellt. Da ich wirklich lange überlegt und mehrere Monate die Pros und Contras abgewogen habe, ist mein Bericht hier sehr lang geworden. Ich möchte aber gerne einfach mal meine Erfahrungen zu dem Thema zur Verfügung stellen.
Bei mir ist es das Eibach ProKit 30/30 geworden.
Ich hatte zuvor noch nie eine Tieferlegung verbaut und bin vorher auch noch nie größere Räder als 16" gefahren, sprich 12 Jahre mit 3 verschiedenen Autos immer nur "Werksstandard". Daher waren meine Hauptsorgen: 1. Zu harte Fahreigenschaften und 2. Probleme mit der Garantie (habe die neue Garantieversicherung abgeschlossen, 3 Jahre bis 2015). Also habe ich so ziemlich alle Erfahrungsberichte durchgeackert, die ich zur Frage "30/30 Eibach oder 35/35 H&R im Octavia II" ergoogeln konnte. Daraus habe ich für mich gedanklich eine Pro-und-Contra-Liste erstellt.
Die ideale und technisch ausgewogenste Lösung ist nach so ziemlich allen Erfahrungsberichten wohl für den Octavia das KW-StreetComfort-Komplettfahrwerk. Ich war aber nicht bereit, über 1.000 EUR alleine für das Material zu bezahlen, da mein neuer Radsatz schon über 1.000 EUR gekostet hat.
Vor- und Nachteile in Bezug auf die Eibach-Federn aus meiner Sicht:
- PRO Eibach: 1. Werden vom auch als Zubehör verkauft; 2. Bessere Chancen bei Fahrwerks-Garantiefragen; 3. Meistens werden sie weicher als die H&R empfunden; 4. Durch geringe Tieferlegung vmtl. die Stoßdämpfer-freundlichste Variante.
- CONTRA Eibach: 1. Risiko des "Gegenkeils" — vorne höher als hinten; 2. Die Tieferlegung wirkt optisch immer noch relativ hoch und der Abstand Reifen—Radhaus bleibt leicht ungleichmäßig; 3. TÜV-Eintragung erforderlich.
Das ganze nun in der analogen Sichtweise in Bezug auf die H&R-Federn:
- PRO H&R: 1. Etwas geringeres "Gegenkeil"-Risiko; 2. Optisch recht gelungene Tieferlegung durch weitgehend rundherum gleichmäßigen Abstand Reifen—Radhaus; 3. Eintragungsfrei dank ABE.
- CONTRA H&R: 1. Nicht als -Zubehörteil vertrieben; 2. Höheres Risiko bei Fahrwerks-Garantiefragen; 3. Werden meistens härter als die Eibach empfunden; 4. Für die Stoßdämpfer geringfügig ungünstiger durch kürzeren Federweg.
Ich sehe die Vor- und Nachteile somit ziemlich genau bei 50:50 liegen. Sprich es musste eine Bauchentscheidung werden.
Um endlich ein Ende meiner Abwägerei zu finden, habe ich dann bei Milotec die Eibach gekauft, da ich mir dort eh was kaufen wollte und die an Federn nur das Eibach ProKit im Sortiment haben. Meine zwei Prioritäten waren dann letztlich: 1. Ich wollte trotz Tieferlegung die weichestmöglichen Fahreigenschaften und das Fahrwerk nicht überstrapazieren und 2. Ich wollte mir keine Sorgen wegen der Fahrwerksgarantie machen müssen. Das Risiko des "Gegenkeils" und der immer als "noch ein Stückchen zu hoch" wirkenden Federn bin ich dabei bewusst eingegangen.
Mein Resümee der 30/30 Eibach nach knapp 6 Monaten mit nur knapp 5.000 km, die ersten 4 Wochen mit den neuen 18"-Sommerrädern, die restlichen 5 Monate mit den originalen PYXIS 15" + Winterreifen:
- Die Federn sind am Anfang erstmal deutlich härter, dafür optisch zunächst kaum tiefer als die Originalfedern. Allerdings bin ich parallel mit dem Einbau der Federn auch von 16" auf 18" umgestiegen, was vmtl. mindestens 50% der größeren Härte ausgemacht hat.
- Beim Wechsel auf die 15"-Winterräder wurde es schon deutlich weicher, aber immer noch härter als mit den Originalfedern.
- Nach ca. 3 Monaten wurden die Federn dann spürbar weicher und sie hatten sich auch optisch noch sichtbar gesetzt (grob geschätzt etwa 1 cm).
- Nach ca. 6 Monaten ist endlich die angestrebte Tieferlegung von 3 cm erreicht und die Federn sind jetzt mindestens genauso komfortabel wie es die Originalfedern waren, wenn nicht sogar ein kleines Stück weicher.
- Der Fahrspaß hat im Laufe der letzten 6 Monate von Tag zu Tag zugenommen und man freut sich jetzt schon fast auf jede Kurve, wo man mit den Originalfedern jedes Mal ein extrem schwammiges und deutlich unpräziseres Fahrgefühl hatte.
- Optisch liegt er trotz des "leichten" 1.2 TSI ohne DSG entgegen aller Befürchtungen fast (!) gleich. Er ist vorne minimal höher, aber wirklich nur ganz geringfügig. Der befürchtete deutlich sichtbare "Gegenkeil" ist bei mir also zum Glück ausgeblieben und ist im Vergleich zu den Originalfedern definitiv ein Stück geringer geworden.
Ich kann sagen, insgesamt bin ich mit meiner Entscheidung zufrieden. Optisch allerdings nur zu ca. 75%, denn da wirken die H&R auf den Bildern einfach einen kleinen Tick stimmiger. Dafür ist das Fahrverhalten echt klasse und mit den 18"-Rädern muss ich sagen, noch härter wäre mir persönlich zu hart geworden. Daher bin ich froh, nicht die H&R genommen zu haben.
Zwei letzte Hinweise:
Die Aspekte der Garantie werde ich künftig streichen, sollte ich nochmal irgendwann ein Auto tieferlegen wollen. Ich habe mir erst nach dem Kauf der Federn ein Angebot meines
für den Einbau eingeholt. Und ich muss sagen: Sehr, sehr unverschämt! Der
wollte
nur für den Einbau inkl. Achsvermessung und -einstellung ziemlich genau 500 EUR haben!!!
Da war ich wirklich empört, obwohl ich das dank der Erfahrungsberichte bereits befürchtet hatte. Ich bin dann vor lauter Frust kurzfristig zu einem netten und kompetenten Reifenhändler gegangen, der in der Nähe des
liegt und bei Überlastung der Werkstatt des
auch schonmal Arbeiten für das Autohaus übernimmt. Dort habe ich genau 180 EUR für den Einbau inkl. Achsvermessung und -einstellung gezahlt und habe dem kleinen mittelständischen Unternehmen noch etwas Gutes getan. Ich habe also auf deren Arbeitsqualität vertraut und habe das Risiko in Kauf genommen, dass ich künftig einen evtl. Schaden im Bereich des Fahrwerks selber zahlen muss, da die Garantieverlängerung bei Fahrwerksteilen vmtl. (!) nicht mehr greifen wird.
Da ich beim TÜV (Hessen) gleichzeitig die neuen 18"-Räder habe eintragen lassen, wurde hier eine Einzelabnahme nach § 19.2 fällig. Diese ist deutlich teurer (ca. 100 EUR fürs Gutachten + ca. 50 EUR für die Eintragung) als die "normale" Abnahme nach § 19.3, die aber angeblich aufgrund neuer Richtlinien seit dem Jahr 2012 nur noch für einzelne Eintragungen gilt. Der Reifenhändler hatte es mir bereits "angedroht" und der TÜV dann letztlich bestätigt, dass mit dieser Neuregelung bei Änderungen an zwei verschiedenen Bereichen (bei mir also Fahrwerksteile + Anbauteile) neuerdings automatisch eine Einzelabnahme fällig wird. Dieser (finanzielle) Mehraufwand bleibt einem also mit den H&R-Federn dank deren ABE erspart, sofern die ABE auch für die neue Rad-/Reifen-Kombination gilt.
Meine Kosten:
517,52 EUR insgesamt für die Tieferlegung.
(Federn: 177,00 EUR — Einbau + Vermessung: 180,02 EUR — Umbauabnahme TÜV: 107,00 EUR — Berichtigung der Fahrzeugpapiere: 53,50 EUR).
Das ist nur ein Richtwert für den Einbau in einer freien Werkstatt + Einzelabnahme beim TÜV. Eintragung der Federn alleine (ohne weitere Umbauten) wird grob geschätzt ca. 50—100 EUR günstiger. Einbau der Federn beim
macht das Projekt grob geschätzt ca. 200—400 EUR teurer.
Ich danke jedem, der sich diesen ganzen Roman durchgelesen hat
und hoffe gleichzeitig, dass diese ganzen Infos vielleicht mal für irgend jemanden nützlich sind.
Ein Bild kann ich momentan leider noch nicht liefern, das werde ich im Frühjahr nachholen, wenn er wieder sauber ist und auf 18" steht. 8)