Skoda-Korruptionsskandal
VW Betriebsratschef tritt zurück
VW-Betriebsratschef Klaus Volkert ist zurückgetreten. Entsprechend Gerüchte wurden am Donnerstag in Branchenkreisen bestätigt.
Grund des Rücktritts sind "Unregelmäßigkeiten" im Zusammenhang mit der Affäre um den ehemaligen Chef der VW-Tochter Skoda, Helmuth Schuster. Ob und wie Volkert darin verwickelt ist, wurde bisher nicht bekannt.
Schuster soll von Zulieferfirmen Schmiergelder kassiert haben. Volkswagen hat deswegen sogar Strafanzeige erstattet. Volkert galt als einer der einflussreichsten Betriebsratsvorsitzenden in Deutschland. Er bekleidete den Posten seit 1990 und sitzt auch im Aufsichtsrat des Konzerns.
Hannover (dpa) - Klaus Volkert (62) gehörte jahrzehntelang zu
den mächtigen Männern bei Volkswagen: Als Vorsitzender des
Gesamtbetriebsrates vertrat er die Stimme der Arbeitnehmer bei VW -
die Macht der Gewerkschaften und des Betriebsrates ist traditionell
groß bei dem Wolfsburger Autobauer.
Der gelernte Schmied kam 1969 zu VW nach Wolfsburg und startete
dort als Mechaniker. Bei Europas größtem Autobauer absolvierte er
eine klassische Gewerkschaftskarriere: Vom Vertrauensmann der IG
Metall (1970) zum Betriebsrat (1978) und Mitglied des
geschäftsführenden Betriebsausschusses (1986) bis an die Spitze des
Gesamt-Betriebsrates (1990).
Dort war Volkert an der Entwicklung vieler Beschäftigungs-Modelle
beteiligt, die bundesweit für Aufsehen sorgten: So wurde 1993 die 4-
Tage-Woche bei VW eingeführt und damit die Entlassung von bis zu
30 000 Mitarbeitern verhindert. Das Modell war denkbar einfach: Alle
Beschäftigten arbeiteten nur noch 28,8 Stunden statt zuvor 36 und
verzichteten auf etwa 15 Prozent ihres Einkommens.
2001 war Volkert auch am Projekt «5000 mal 5000» beteiligt, mit
dem neue Jobs für Arbeitslose geschaffen werden sollten: 5000
Langzeitarbeitslose sollten für je 5000 D-Mark Monatslohn eingestellt
werden - insgesamt gesehen war das deutlich weniger als der reguläre
Haustarif bei Volkswagen. Doch ohne «5000 mal 5000» stand bei VW die
Drohung im Raum, den Compakt-Van Touran in einem Billiglohnland zu
produzieren. Für die Entwicklung der diversen Sozialkonzepte, an
denen Volkert beteiligt war, verlieh die Uni Braunschweig dem
Betriebsratschef vor drei Jahren den Ehrendoktor-Titel.
Volkert repräsentiert den klassischen Arbeiterführer: Seinem
Auftreten fehlen die gedrechselten Sätze der Manager, seine Sprache
ist einfach und klar, direkt, bisweilen derb. In der Affäre um SPD-
Abgeordnete, die neben ihren Diäten jahrelang ihr Gehalt von VW
weiterbezogen, griff Volkert die CDU-geführte niedersächsische
Landesregierung scharf an und warf ihr eine Kampagne gegen
Volkswagen, gegen die Gewerkschaft und die Sozialpartnerschaft vor.
In der Belegschaft war der 62-Jährige geachtet, doch zuletzt auch
nicht mehr unumstritten. Der häufigste Vorwurf lautete, Volkert habe
im Laufe der Jahre eine zu große Nähe zu den Vorstandsmitgliedern des
Autokonzerns wie Personalchef Peter Hartz entwickelt. Nun tritt der
Betriebsratsvorsitzende überraschend knapp ein Jahr vor seinem bisher
geplanten Ausscheiden aus dem Konzern ab.
quelle: dpa st yyni uw