Seite 1 von 2

ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 27. September 2010 19:54
von anrho
Moin!

Kann mir jemand sagen, wann die ESD bzw. Tractionskontrolle am effektivsten Arbeitet?
Ich fahre mit meinem Scout beruflich auch abseits der Strassen, und leider arbeitet die Elektronik da nicht immer nach meinen Wünschen. Wenn z.B. die Verschränkung nicht reicht und ein oder zwei Räder nicht mehr genügend Bodenkontakt haben, schafft es das Auto nicht wirklich die Räder per Bremse festzuhalten.

Danke schon jetzt für die Antworten.
Andreas

Re: ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 27. September 2010 20:19
von RS 1U
Hallo Andreas,

ich würde sagen probier es einfach mal aus. Entweder fährt er dann besser oder schlechter. Das ist alles Auslegungssache.

Mfg Stephan

Re: ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 27. September 2010 22:31
von RS200@raceblue
anrho hat geschrieben:...Kann mir jemand sagen, wann die ESD bzw. Tractionskontrolle am effektivsten Arbeitet?...
ESD arbeitet unabhängig vom ESP. Wenn du das ESP per Taste abschaltest, schaltest du vor allem erst mal die TC aus. Das ESP ist bei den neueren Octis nicht mehr ganz abschaltbar. Als ich mit meinem Renner vor knapp 2 Jahren beim Skoda-Event (Sicherheitstraining) war, hatte ich den Eindruck, dass bei abgeschaltetem ESP dieses immer noch, wenn auch etwas gedämpfter, eingriff.

Re: ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 28. September 2010 07:02
von elmarh
Guten Morgen. Durch Drücken des ESP Tasters wird lediglich der Motoreingriff, d.h. die Reduktion des Motorantriebsmomentes aufgrund Radschlupf ausgeschaltet. Der Bremseneingriff zur Realisierung der elektronischen Differentialsperre bleibt unverändert erhalten. Die ESD sollte schon arbeiten, jedoch ist zum überwinden einer Verschränkung mehr Motormoment erforderlich (mehr Gas :D ), weil durch den Bremseneingriff an den durchdrehenden Rädern, die Hälfte :o der Motorleistung in den Bremsen prinzipbedingt regelrecht verheizt :oops: wird. Weiterhin benötigt der Bremseneingriff aus Komfortgründen eine gewisse Zeit um genug Bremsdruck aufzubauen. Ein mechanisches Sperrdifferential bzw. eine elektromechanische Sperre sind da viel schneller.
=> Im Gelände, zum Krabbeln sollte ESP aus Vorteile bringen.
Gruß elmarh

Re: ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 28. September 2010 08:57
von Escape
Habe gerade einiger hundert Kilometer auf nicht asphaltierten Straßen hinter mir. ESP bitte aus! Mein Eindruck, ganz subjektiv: Spart Sprit (einen halben Liter nur, aber immerhin) und lässt das Auto "gerader" laufen.

Und nach dem Neustart immer wieder ans ESP denken...

Gruß Escape

Re: ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 28. September 2010 10:05
von elmarh
Während einer ESP/ASR Motorreduktion ist die Verbrennung i.d.R. suboptimal, da der motor zugunsten kürzerer Ansprechzeit in einem ungünstigen betriebszustand betrieben wird. Das könnte sich dann auch in einem höheren Verbrauch niederschlagen, wenn das ESP/ASR wirklich häufig oder über einen längeren Zeitraum (schneebedeckte Steigung, etc.) aktiv ist. Einen halben Liter Unterschied hätte ich aber nicht erwartet ... :o
Ach so ESP an ohne irgendwelche Regeleingriffe kostet übrigens keinen Sprit :P .
Gruß elmarh

Re: ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 28. September 2010 11:12
von tehr
elmarh hat geschrieben:Die ESD sollte schon arbeiten, jedoch ist zum überwinden einer Verschränkung mehr Motormoment erforderlich (mehr Gas :D ), weil durch den Bremseneingriff an den durchdrehenden Rädern, die Hälfte :o der Motorleistung in den Bremsen prinzipbedingt regelrecht verheizt :oops: wird.
Die Aussage entbehrt jeder Grundlage. Die zusätzlich benötige Motorleistung ist nur geringfügig höher.

Re: ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 28. September 2010 11:33
von elmarh
Sie müssen es ja wissen, :-? siehe z.B. http://www.kfz-tech.de/ElektronischeDif ... sperre.htm
oder noch besser http://www.arstechnica.de/index.html?na ... perre.html
welche zur Grundlagendiskussion recht gut geeignet sind.
Gruß elmarh

Re: ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 28. September 2010 13:00
von owidamit
Hallo Leute,

interessante Diskussion für Technik-Freaks!
Wichtigstes Detail: das genaue Begreifen der Funktionsweise der EDS, was gar nicht so leicht ist. Fangen wir so an: ein Fronttriebler nimmt 2 Räder zur Kraftübertragung, ein Allradler 4, die Vorteile im normalen Betrieb sind bekannt.
Steht ein Allradler mit offenen Achsdiffs allerdings in einer Verschränkungssituation (= 2 entlastete Räder über die Diagonale), so bringt ein 4x4 mit 100%Längssperre (=unsere Haldex) dabei die gleiche Traktion wie ein Front- oder Hecktriebler auf "glatter" Strecke. Je ein Rad einer Achse auf nassem Eis wirkt ähnlich...
Durch die offenen Diffs verpufft sofort das gesamte (!!!) Antriebsmoment an den frei drehenden Rädern, das Auto rollt (nicht rutscht!) über die Räder mit Grip zurück. Einfacher Test: auf steiler Strasse bergauf schräg zu einer Böschung fahren und gefühlvoll niedertourig anfahren probieren, nichts rührt sich. (Aber bitte nicht aufs Dach legen dabei) ;-)
Jetzt, wo die EDS wirken sollte, pfuscht sofort das ASR rein und nimmt Motorleistung zurück. Somit ist die erste Handlung in allen extremeren Fällen bzw. Offroad-Passagen: ESP OFF!!!
ASR und ESP sind somit deaktiviert, Allrad und EDS bleiben voll erhalten (bei den Haldex-4 Modellen bleibt auch ESP aktiv!)
Nun kann der Motor Leistung aufbauen und durch Bremseingriff das notwendige Moment auf die andere Achsseite verlagern. Nur: wie groß ist das notwendige Moment???
Jetzt geht das Grübeln erst richtig los:Bei voll entlasteter Diagonale muß an jedem frei drehenden Rad exakt jene Leistung ZUSÄTZLICH thermisch verbraten werden, welche das gesamte Fahrzeug in dieser Situation zum Halten der Kupplungswaage benötigt. Bei 2 durchdrehenden Rädern benötigt man somit bereits die 3-fache Leistung!!!! :o :o :o

Wie aber fuktioniert das "optimale Arbeiten lassen" der EDS? Lösung: über erhöhte Raddrehzahlen! Es wiederspricht dem lange gelernten "gefühlvollen Anfahren" vollkommen, ist aber die einzig funktionierende Methode und wird, einmal selbst erlebt, schnell verständlich.
Grundregel fürs Anfahren somit: ordentlich Motordrehzahl (locker 2000-3000 U/min, je nach Steigung), schnell und vollständig einkuppeln (damit die Kupplung nicht abraucht) und Drehzahl konstant halten bzw. weiter erhöhen. ( nur wenn der Wagen trotzdem eher zurückrollt oder nur "in Waage" steht). Dabei KEINESFALLS Kuppeln oder am Gaspedal pumpen. Beides stört die EDS massiv bei der Arbeit! Ihr werdet Staunen was bei einem "hängen gebliebenen" Octavia plötzlich weitergeht! Und wenn man das kurz uns schmerzlos macht sind auch die thermischen Belastungen auf Bremsen, Antrieb und Reifen geringer als beim ewigen herumprobieren.

So, genug gelabert, viel Spass beim Ausprobieren!
Nur sicherheitshalber: Bin kein Mechaniker, viele Komponenten werden dabei im Grenzbereich bewegt, jeder ist selbst für eventuelle Schäden verantwortlich...

@Escape: Dein Vorschlag ist gefährlich, gerade auf längeren rutschigen Etappen ohne ESP zu fahren halte ich bei Fahrzeugen mit Haldex-2 für fahrlässig. Zum driften probieren etc. natürlich ok, aber immer im Bewusstsein über die Gefahren. Bei den neuen bleibt ja scheinbar ESP aktiv und nur ASR ist deaktiviert.

Re: ESP im Gelände aus oder an?

Verfasst: 28. September 2010 13:17
von Escape
owidamit hat geschrieben:@Escape: Dein Vorschlag ist gefährlich, gerade auf längeren rutschigen Etappen ohne ESP zu fahren halte ich bei Fahrzeugen mit Haldex-2 für fahrlässig. ...aber immer im Bewusstsein über die Gefahren.
Danke für den Hinweis! Ich weiß gar nicht, wie ich die 30 Jahre Autofahren und weit über eine Million km ohne ESP überhaupt überleben konnte... :wink: Übrigens bin ich nicht fahrlässig ohne ESP gefahren, sondern sogar vorsätzlich. Muss ich jetzt ins Gefängnis?

Im Ernst: Wer das Fahren auf Schotter- und Sandpisten nicht kennt, muss sich natürlich vorsichtig herantasten. Ich gehe beim TE aber davon aus, dass er sich gut damit auskennt.