Hallo Leute,
interessante Diskussion für Technik-Freaks!
Wichtigstes Detail: das genaue Begreifen der Funktionsweise der EDS, was gar nicht so leicht ist. Fangen wir so an: ein Fronttriebler nimmt 2 Räder zur Kraftübertragung, ein Allradler 4, die Vorteile im normalen Betrieb sind bekannt.
Steht ein Allradler mit offenen Achsdiffs allerdings in einer Verschränkungssituation (= 2 entlastete Räder über die Diagonale), so bringt ein 4x4 mit 100%Längssperre (=unsere Haldex) dabei die gleiche Traktion wie ein Front- oder Hecktriebler auf "glatter" Strecke. Je ein Rad einer Achse auf nassem Eis wirkt ähnlich...
Durch die offenen Diffs verpufft sofort das gesamte (!!!) Antriebsmoment an den frei drehenden Rädern, das Auto rollt (nicht rutscht!) über die Räder mit Grip zurück. Einfacher Test: auf steiler Strasse bergauf schräg zu einer Böschung fahren und gefühlvoll niedertourig anfahren probieren, nichts rührt sich. (Aber bitte nicht aufs Dach legen dabei)
Jetzt, wo die EDS wirken sollte, pfuscht sofort das ASR rein und nimmt Motorleistung zurück. Somit ist die erste Handlung in allen extremeren Fällen bzw. Offroad-Passagen: ESP OFF!!!
ASR und ESP sind somit deaktiviert, Allrad und EDS bleiben voll erhalten (bei den Haldex-4 Modellen bleibt auch ESP aktiv!)
Nun kann der Motor Leistung aufbauen und durch Bremseingriff das notwendige Moment auf die andere Achsseite verlagern. Nur: wie groß ist das notwendige Moment???
Jetzt geht das Grübeln erst richtig los:Bei voll entlasteter Diagonale muß an jedem frei drehenden Rad exakt jene Leistung ZUSÄTZLICH thermisch verbraten werden, welche das gesamte Fahrzeug in dieser Situation zum Halten der Kupplungswaage benötigt. Bei 2 durchdrehenden Rädern benötigt man somit bereits die 3-fache Leistung!!!!
Wie aber fuktioniert das "optimale Arbeiten lassen" der EDS? Lösung: über erhöhte Raddrehzahlen! Es wiederspricht dem lange gelernten "gefühlvollen Anfahren" vollkommen, ist aber die einzig funktionierende Methode und wird, einmal selbst erlebt, schnell verständlich.
Grundregel fürs Anfahren somit: ordentlich Motordrehzahl (locker 2000-3000 U/min, je nach Steigung), schnell und vollständig einkuppeln (damit die Kupplung nicht abraucht) und Drehzahl konstant halten bzw. weiter erhöhen. ( nur wenn der Wagen trotzdem eher zurückrollt oder nur "in Waage" steht). Dabei KEINESFALLS Kuppeln oder am Gaspedal pumpen. Beides stört die EDS massiv bei der Arbeit! Ihr werdet Staunen was bei einem "hängen gebliebenen" Octavia plötzlich weitergeht! Und wenn man das kurz uns schmerzlos macht sind auch die thermischen Belastungen auf Bremsen, Antrieb und Reifen geringer als beim ewigen herumprobieren.
So, genug gelabert, viel Spass beim Ausprobieren!
Nur sicherheitshalber: Bin kein Mechaniker, viele Komponenten werden dabei im Grenzbereich bewegt, jeder ist selbst für eventuelle Schäden verantwortlich...
@Escape: Dein Vorschlag ist gefährlich, gerade auf längeren rutschigen Etappen ohne ESP zu fahren halte ich bei Fahrzeugen mit Haldex-2 für fahrlässig. Zum driften probieren etc. natürlich ok, aber immer im Bewusstsein über die Gefahren. Bei den neuen bleibt ja scheinbar ESP aktiv und nur ASR ist deaktiviert.